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Übungsaufsatz zum "Faust" (Gretchenfrage)
(zu alt für eine Antwort)
Texter
2004-06-01 07:53:44 UTC
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[Ich veröffentliche den Text jetzt nochmal hier. Hab ihn vor einem Tag
schon mal hier gespostet, aber da ist nicht in der Newsgroup
erschienen]

Mal wieder ein Übungsaufsatz von mir, der als Vorbereitung auf eine
Deutsch-Grundkurs-Klausur gedacht ist. Wie immer ist dazu konstruktive
Kritik jeder Art erwünscht.

Noch eine kurze Anmerkung, da ich versucht habe diesen Aufsatz unter
„Klausurbedingungen" zu schreiben: Als Hilfsmittel dürfen wir einen
vorbereiten, also mit Textmarker bearbeiteten, „Faust" verwenden. Zum
schreiben stehen 2 Schulstunden, also 90 Minuten, zur Verfügung. Die
übliche Aufsatzlänge liegt zwischen 400 und 800 Wörtern.
Hintergrundwissen, wie z.B. der Kindsmordprozess gegen Susanna
Margaretha Brandt ,wurde ¼ Jahr im Unterricht behandelt und ist somit
Klausurrelevant. Alle die den Faust nicht parat haben, können ihn sich
hier kostenlos runterladen: home.arcor.de/pkillert/faust1.pdf (ohne
Zeilenangaben) oder hier online nachschlagen:
http://www.altenburg-online.de/goethe/faust101.shtml (mit
Zeilenangaben)


Übungsklausur 12GK

Verfasse einen zusammenhängenden Aufsatz der folgende Aspekte enthält:

Stelle die Gretchenhandlung in einem inhaltlichen Zusammenhang zum
gesamten „Faust I". (8 Punkte)

Verdeutliche warum die Liebesbeziehung zwischen Faust und Gretchen in
einer Tragödie enden muss. Belege mit Aussagekräftigen Textstellen!
(20 Punkte)

Kennzeichne abschließend welche Absichten Goethe hatte, die
Gretchenhandlung im allgemeinen und die Kindestötung im speziellen in
den „Faust" mit einzubinden. (12 Punkte)



In der Tragödie „Faust" von Johann Wolfgang von Goethe geht es um eine
Wette zwischen Gott und dem Teufel. Gott wettet, dass ein guter Mensch
in seinem Dunklen Drange sich des rechten Wegs wohl bewusst ist,
währen der Teufel Mephisto glaubt, dass er jeden Menschen auf einen
dunklen Pfad führen kann. Faust, ein Gelehrter und Objekt der Wette,
der daran verzweifelt das die Wissenschaft keine zufriedenstellende
Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens weiß, versucht alles
sich der Geisterwelt nähr zu bringen. Als Mephisto vor ihm Auftaucht,
mit dem Ziel, Faust zu verführen und so seine Wette mit Gott zu
gewinnen, schließt Faust einen Packt mit Mephisto, um so mehr über dir
Geisterwelt zu erfahren. Der Packt besagt, dass auf der Erde Mephisto
Faust dienen soll, aber wenn Faust sagt, „Augenblick du bist so schön,
Verweile doch!", Faust Mephistos Diener in der Unterwelt sein wird. Um
Faust zu begeistern, führt Mephisto ihn zu einem Saufgelage, doch
Faust bleibt davon unbeeindruckt. Als nächstes verjüngt Mephisto
Faust. In einem Zauberspiel sieht Faust Gretchen und verliebt sich in
sie was der Auslöser für die Gretchentragödie ist, die im folgendem
Aufsatz analysiert und interpretiert wird. Mithilfe Mephisto gelingt
es Faust Gretchen, unter schweren Verschuldungen, zu verführen.
Gretchens Mutter stirbt an einem überdosierten Schlaftrunk, Gretchens
Bruder bei einem Duell gegen Faust. Faust wird von Mephisto, abgelenkt
und reist mit ihm zu einer Walpurgisfeier auf den Blocksberg, wo die
Zeit viel schneller als normal vergeht. Gretchen, die von Faust
schwanger geworden ist, bringt aus Verzweifelung, weil sie allein
nicht ihr Neugebohres ernähren kann, ihr Kind um. Als Faust davon
erfährt, will er Gretchen aus dem Kerker und so vor ihrer Hinrichtung
retten. Doch die will nicht durch die Hilfe von Mephisto gerettet
werden, sondern übergibt sich dem Gericht Gottes.

Es gibt mehrere Gründe dafür, dass sowohl eine kurze Liebesbeziehung
zwischen Faust und Gretchen, als auch ein dauerhaftes glückliches
Zusammenleben für einen der beiden in einer Tragödie enden muss.
Der erste Grund der eine glückliche Beziehung zwischen Faust und
Gretchen erschwert ist, dass Gefühle den Verstand überwiegen.
Besonderes Faust, der sexuelles verlangen nach Gretchen hat, verliert
jeden Weitblick und macht sich keine Gedanken über die Zukunft. Er
will Gretchen um jeden Preis besitzen um sein Verlangen zu stillen(V.
2653/2667). Gretchen ist mit ihren 14 Jahren noch zu naiv und
unerfahren um die Situation richtig einschätzen zu können(V.2627). Zu
leicht lässt sie sich beeindrucken und zu schnell wirft sie ihre
Bedenken über Bord um ein objektives Urteil fällen zu können(V.
2681f.).
Der zweite Punkt der die Situation verkompliziert, ist der gewaltige
Unterschied zwischen Gretchen und Faust. Während Faust alt und
erfahren ist, ist Gretchen jung und naiv.
Dadurch ist die Möglichkeit, dass die Blutjung Gretchen nur Fausts
Miträße wird um dessen Begierde zu stillen und nicht seine
Lebenspartnerin, sehr groß.(V.2746) Der völlig unterschiedlich
Bildungsstand macht es dem gelehrtem Faust zusätzlich schwer, die
ungebildete Gretchen als gleichwertige Partnerin zu akzeptieren. Die
verschieden Wertvorstellungen, der streng gläubigen Gretchen auf der
einen und des Faust, der sich schon mal mit dem Teufel persönlich
einlässt um seinen Wissenstand zu erweitern, auf der anderen Seite,
führen zwangsläufig zu Differenzen(V.2624-2625).
Der entscheidende Punkt, warum die Liebesbeziehung entweder für Faust
oder Gretchen in einer Tragödie enden muss, ist Fausts Wette mit
Mephisto. Wenn die Liebesbeziehung erfüllt ist hat Mephisto die Wette
gewonnen. Faust hat dann sein Glück gefunden und muss Mephisto als
Gegenleistung in der Unterwelt dienen. Er hat dann also sein Leben
verwirkt, muss in die Unterwelt und kann darum nicht weiter mit
Gretchen zusammen leben. Falls die Liebesbeziehung aber
unzufriedenstellend und nicht dauerhaft ist, wird Faust Gretchen
verlassen. Durch die gesellschaftlichen Normen wird auf Gretchen
enormer Druck ausgeübt. Sie wird von der Gesellschaft verstoßen und
muss in Zukunft als Geächtete allein für sich Sorgen. Sie hat keine
reellen Chancen mehr auf eine Anstellung oder einen Ehemann. Damit
wäre ihr Leben zerstört.

Goethe hatte einen Reihe von Beweggründen die Gretchenhandlung mit in
den Faust einzubinden. Ein Punkt ist, dass er daran erinnern will,
dass man für sich selber denkt und nicht blind auf andere hört.
Außerdem soll man Verantwortung für sein Handeln übernehmen und nicht
blind Verlockungen unterliegen. Ein zweiter Punkt ist das Goethe um
Verständnis für Menschen in unglücklichen Situationen bittet. Er
zeigt, das jeder auch ohne Böse Absichten in eine Missliche Lage
geraten kann. Wenn man solche Menschen verstößt wird deren Unglück
dadurch nur noch größer. Das sieht man an der Kindstötung Gretchen,
wobei wir beim dritten Punkt wären. Zur damaligen Zeit waren, noch
viel mehr als heute, Mütter von unehelichen Kindern auf sich allein
gestellt, da ihnen jede Hilfe verwehrt wurde. Sie töten ihr Kind daher
aus einer existenziellen Zwangslage, da sie einfach nicht in der Lage
waren ihr Kind nicht zu ernähren. Dadurch trägt die Gesellschaft, die
der verstoßende und alleinerziehenden Mutter jede Hilfe verweigert,
mindestens genauso viel Schuld wie die Mutter selbst, an dem Tod des
Kindes. Das wurde auch Goethe deutlich als er den Kindsmordprozess von
Susanna Margaretha Brandt mit verfolgte. Da Susanna Margaretha Brandt
wegen ihres unehelichen Kindes von der Gesellschaft verstoßen wurde
und ihr Kind darum nicht mehr ernähren konnte sah sie den einzigen
Ausweg darin, ihren Säugling umzubringen. Wie damals üblich wurde
Susanna M. Brandt wegen dem Mord an ihrem Kind hingerichtet. Der Vater
des Kindes dagegen war unauffindbar, den er hatte sich
unverantwortungslos aus dem Staub gemacht und bleib so vor jeder
Strafe oder Schande verschont.



Abschließende Bemerkung: Für meinen Probeaufsatz hab ich mit 2 ½
Stunden länger gebraucht als erlaubt, dafür liegt er aber auch mit
~900 Wörtern ganz weit oben. Mir fällt auf das besonders der Anfang
mir zu lang geraten ist, ich aber nicht weiß was ich da wegkürzen
soll. Bei den Hauptteil war mein größtes Problem passende Textstellen
zu finden um meine Hypothesen zu belegen. Am Schluss war die größte
Herausforderung mein Hintergrundwissen mit einzubeziehen. Für
Verbesserungsverschläge wäre ich sehr dankbar.
Barbara Kiray-Hueholt
2004-06-01 08:24:42 UTC
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Hallo Alex,

meine Meinung: Du beginnst den Aufsatz mit einem Killer, nämlich einer
Einleitung, die in dieser Formulierung schon unzählige Male durch die
Generationen "geisterte".
In der Tragödie „Faust" von Johann Wolfgang von Goethe geht es um eine
Wette zwischen Gott und dem Teufel.
Vielleicht könntest Du das anders lösen.
Auch wäre es schön, wenn Du statt zitatähnlichen Formulierungen wie
in seinem Dunklen Drange sich des rechten Wegs wohl bewusst ist,
eigene Wörter dafür finden köntest. So wirkt es etwas einfallslos, und
es ist der leichteste Weg einen Aufsatz zu "füllen". Aber falls Du
sie übernehmen willst, wäre es besser, sie als Zitat zu kennzeichnen.
Mit diesen Dingern, die man Gänsefüßchen nennt. ;-)

Viel Erfolg wünscht
Barbara
Barbara Kiray-Hueholt
2004-06-01 08:51:49 UTC
Permalink
Sorry, ich hatte einen falschen Zeichensatz im Newsreader eingestellt.
Post by Barbara Kiray-Hueholt
Hallo Alex,
meine Meinung: Du beginnst den Aufsatz mit einem Killer, nämlich einer
Einleitung, die in dieser Formulierung schon unzählige Male durch die
Generationen "geisterte".
In der Tragödie „Faust" von Johann Wolfgang von Goethe geht es um eine
Wette zwischen Gott und dem Teufel.
Vielleicht könntest Du das anders lösen.
Auch wäre es schön, wenn Du statt zitatähnlichen Formulierungen wie
in seinem Dunklen Drange sich des rechten Wegs wohl bewusst ist,
eigene Wörter dafür finden köntest. So wirkt es etwas einfallslos, und
es ist der leichteste Weg einen Aufsatz zu "füllen". Aber falls Du
sie übernehmen willst, wäre es besser, sie als Zitat zu kennzeichnen.
Mit diesen Dingern, die man Gänsefüßchen nennt. ;-)
Viel Erfolg wünscht
Barbara
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